Gemüse und Obst sind gesund!
Generationen von Eltern haben mit diesem Satz versucht, ihren Kindern den Genuß von Möhren, Tomaten, Äpfeln etc. nahezubringen. Um den Geschmack ging es dabei eher weniger. Hintergrund der wohlrneinenden Aufforderung war vielmehr die Vermutung, daß gerade in Gemüse und Obst besonders wertvolle Substanzen stecken.
Warum und wieso - streng wissenschaftlich betrachtet blieb vieles in der Vergangenheit unklar. Heute weiß man es genauer: Neben den Vitarninen sind auch die "sekundären Pflanzenstoffe" für den gesunden Effekt verantwortlich.
Die Erforschung dieser natürlichen Substanzen hat auch dazu geführt, Hintergründe für die Erfolge der sogenannten Erfahrungsrnedizin aufzudecken. Diese schreibt den pflanzlichen Lebensmitteln seit Jahrtausenden einen zentralen Platz zu. Irn alten Ägypten wurden schon 1 500 v. Christus verschiedene Kohlarten, Linsen oder Zwiebeln als heilende, der Knoblauch sogar als "heilige" Pflanze angesehen. Auch die faszinierende Wirkung von Kräutern, Tees und anderen Heilpflanzen konnte durch die Erforschung der sekundären Pflanzenstoffe teilweise aufgeklärt werden.
Die Wissenschaft kennt die sekundären Pflanzenstoffe schon seit langem. Doch ernst genommen wurden sie zunächst nicht. Erst durch die epidemiologischen Studien der 60er und 70er Jahre wurden die Hinweise auf die Gesundheitseffekte von Obst, Gemüse und anderen pflanzlichen Lebensmitteln immer eindeutiger. Was steckt genau dahinter? Wie sind besondere Wirkungen zu erklären? Welche Mengen werden benötigt? Durch die modernen Nachweismethoden, die seit den 80er Jahren zur Verfügung stehen, kam man schnell weiter, und die sekundären Pflanzenstoffe erhielten plötzlich einen neuen Stellenwert in der Medizin.
Von den bisher ca. 30.000 bekannten sekundären Pflanzenstoffen kommen zwischen 5.000 und 10.000 in der Nahrung vor, die zunehmend Gegenstand intensiver Forschung sind. Damit werden die Wirkungsweise und die verschiedenen Gesundheitseffekte einzelner dieser bioaktiven Substanzen immer klarer.
Auf den Spuren der faszinierenden Natursubstanzen
Laut Definition sind sekundäre Pflanzenstoffe natürliche Inhaltsstoffe von Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Getreide. Sie verleihen diesen Lebensmitteln Aroma, Duft, Farbe - und teilweise eben auch deren gesundheitsfördernde Wirkung. Zusätzlich wirken sie in der Pflanze als Schutzstoffe vor Umwelteinflüssen und Pflanzenschädlingen sowie als Wachstumsregulatoren. Die Bezeichnung "sekundär" wurde in Anlehnung an die primären Pflanzenstoffe (Kohlenhydrate, Protein, Fett) gewählt, die als Nährstoffe am Aufbau der Zellen beteiligt sind und die Energieversorgung sicherstellen.
Natürlicher Schutz vor Herzinfarkt, Krebs und vieles mehr
Der positive Zusammenhang zwischen einem hohen Verzehr von pflanzlichen Lebensmitteln (Gemüse, Obst) und krankheitsvorbeugenden bzw. auch krankheitsbekämpfenden Effekten ist seit vielen Jahren durch aufwendige Interventionsstudien belegt.
Erklärungen und Interpretationen für die positiven Wirkungen gab und gibt es viele: Der hohe Anteil komplexen Kohlenhydrate und Ballaststoffe, der Gehalt an antioxidativ wirksamen Vitaminen, die Vielzahl an Mineralstoffen - und seit neuestem die sekundären Pflanzenstoffe. Inzwischen ist man sich weitestgehend einig, daß alle Komponenten gemeinsam für die Gesundheitseffekte verantwortlich sind. Den sekundären Pflanzenstoffen kommt wahrscheinlich eine Schlüsselrolle im Zusammenspiel der gesundheitsfördernden lnhaltsstoffe zu. Der aktuelle diesbezügliche Wissensstand sieht folgendermaßen aus:
Sekundäre Pflanzenstoffe in der Küche
"An apple a day keeps the doctor away"! Schön wäre es, wenn ein Apfel ausreichen würde. Damit die sekundären Pflanzenstoffe ihre gesundheitsschützenden Effekte zeigen, werden jedoch größere Mengen benötigt - "wieviel" weiß zur Zeit eigentlich keiner so genau. Fest steht: Die bioaktiven Substanzen stecken in Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten und Getreide - diese Nahrungsmittel sollten deshalb in der Ernährung eine wichtige Rolle spielen.
Einige Tips für die Praxis helfen, die zum Teil empfindlichen sekundären Pflanzenstoffe bei der Verarbeitung in der Küche zu schützen.